Dass Wissenschaft eine soziale, mitunter bloss oberflächliche sprachkonventionelle Konstruktion ist, wird jedes Jahr mindestens dreimal mit Erstaunen festgestellt, wenn mal wieder irgendein Schlawiner sich einen Titel erschummelt oder ein Naturwissenschaftler einen frei erfundenen Nonsens-Artikel in einem sozialwissenschaftlichem Forschungsjournal abgesetzt hat. Der letzte "Skandal" dieser Art um die Bogdanov-Brüder (die mit hanebüchenem Geschwätz im Jargon der theoretischen Physik einen Doktortitel erreicht haben), ist nicht in erster Linie deshalb interessant, weil es nun auch die Physik erwischt hat, sondern weil die Schwindler sich den Konventionen der Abwicklung solcher Wissenschafts-"Skandale" verweigern: Sie ziehen sich nicht demütig als entlarvte Schwindler vor der wahren Wissenschaft zurück (und stellen so deren Integrität/Gewissheit wieder her), sondern halten das, was sie geschrieben haben, weiterhin für Wissenschaft. Ihre Doktoratsnoten waren schlecht. Aber: soll nun schlechte Wissenschaft auf einmal keine mehr sein? Wo bleibt da die Freiheit?